Vietnam - Tag 17 von 65

17 Januar 2017 / Tolkschuby

Tag 17 von 65 – Vietnam und ich

…Marc Aurel hat schon vor 2000 Jahren gesagt: „Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken“. Wenn ich darüber nachdenke; ja, ich bin und werde das, was ich denke. Nichts geschieht durch Zufall. Zufall wäre sonst ein Ereignis, dem ich keinen Sinn zuordnen kann, als handle es sich um eine Sache, die mit mir und meinem Leben nichts zu tun hat. Zufall ist das, was mir zufällt und für mich wirksam wird.

Seit ich vor etwas mehr als 4 Jahren angefangen habe zu fotografieren, habe ich viele Dinge ausprobiert und habe mir autodidaktisch alles beigebracht, was ich bis jetzt kann.  Wie langweilig und vermessen wäre es, jetzt zu denken, dass ich angekommen bin. Jedes Mal, wenn ich etwas neues ausprobiere, sehe ich hinter der gerade geöffneten Tür, eine neue faszinierende fotografische Welt und am Horizont sehe ich die nächsten Türen und ich weiß, das irgendwo auf dem Weg dorthin, die Schlüssel versteckt am Wegesrand liegen; ich muss sie nur nehmen…

So ging es mir letztes Wochenende. Endlich, endlich war das von mir so herbeigesehnte Vortreffen für die Vietnamtour 2017 bei Steffen. Vorweg: Es war der Hammer!!!! Im Auto, auf dem Weg nach Hamburg, war jede Sekunde gefüllt mit einem wirren Gedankenmix. Was hat die Fotografie mit mir gemacht – ich bin und werde das, was ich denke… daran habe ich oft gedacht und geschmunzelt. Früher waren andere Dinge wichtig, damit ich zufrieden mit mir und meinem Leben war, jetzt hat sich mein Denken so stark verändert, das ich mich manchmal über mich selbst erschrecke…

Ela, geht auf Reisen und das mit wunderbaren, fotoverrückten Menschen und eine Wärme durchströmt meinen Körper. Ich lächle, bin so voller Vorfreude, als ich die Straße entlang gehe… Schnee knirscht unter meinen Schuhen, der Himmel zeigt sein Sternenzelt und meine Hände sind kalt – wegen der Kälte oder der Vorfreude, keine Ahnung. Ich betrete das Grundstück, stelle meine Tasche ab und sehe das Heidestudio. Ein Schauer läuft mir den Rücken runter - yeah, ich bin da! Und genieße draußen in der Kälte, diesen Moment…

Ich klopfe und das Strahlen ist in meinem Gesicht eingebrannt, als mir die Tür geöffnet wird. Eine dicke Umarmung von Steffen und „komm setz dich, was möchtest du trinken“. Bevor ich Hauke und Heike kennenlerne, die ebenfalls am Tisch sitzen, führe ich wieder meinen „Tanz“ auf, der immer automatisch kommt, wenn ich so überwältigt und begeistert von etwas bin. Boah, was bin ich glücklich! Ich liebe diese Momente so sehr, zeigen sie mir doch, wie toll mein Leben ist und koste diese Augenblicke voll aus… Ich bin da – Punkt.

Ich könnte jetzt schreiben, was wir alles gemacht haben, doch das ist nicht so wichtig. Relevant ist für mich, was ich mitnehme…natürlich haben wir Infos über unsere Tour erhalten. Tipps, damit wir nicht in ein Fettnäpfchen treten. Über Impfungen, Kleidung und Ausrüstung haben wir gesprochen… und dann kam der alles entscheidende Punkt - was soll mein Thema sein. Puh, habe ich mir doch vorher schon etwas überlegt und als ich es ausgesprochen habe, habe ich schon an der Körpersprache von Steffen gesehen, das mein Thema doch ein wenig zu „Global“ gehalten ist, bevor er es mir dann verbal gesagt hat… okay, das fängt ja gut an und sofort arbeitet es wieder in mir, weil ich gerade wieder etwas gelernt habe. Im Nachgang habe ich dann nochmal bei Steffen nachgehakt und auch hier habe ich gemerkt, wie professionell dieser Mann ist. Nein, er hat mir nicht eine Lösung vorgeschlagen – ich wäre auch enttäuscht gewesen, wenn es so gewesen wäre. Denn ich weiß, dass ich nur meinen eigenen Weg in mir finden muss und hier hat er mir wunderbar geholfen. Dafür bin ich unendlich dankbar (dicke Umarmung nochmal). Natürlich arbeitete es ab diesem Moment wieder in mir und auch hier habe ich wieder gemerkt, wie sehr ich getrieben davon bin, dazu zu lernen.

12 Menschen auf einem Haufen, die die gleiche Leidenschaft teilen… was für ein Gefühl. Kein Fremdeln, kein Smalltalk um sich zu beschnuppern, nein rein in die vollen, denn bei jedem leuchten die Augen, wenn es um die Fotografie geht. Wie einfach, wie bezaubernd…

Natürlich habe ich auch das Gespräch mit jedem einzelnen aus meiner Tour gesucht. Ich bin neugierig, möchte ein wenig mehr von dem Menschen wissen, mit dem ich 14 Tage zusammen verbringen werde. Ich mag Menschen und bin glücklich, dass Steffen ein gutes Händchen hatte, denn ich mag sie alle – besonders meine März-Truppe! Danke, dass ich euch alle kennenlernen durfte!

Hatte ich doch gemischte Gefühle, was mein Alter betrifft; schmunzeln muss ich gerade. Ich habe mal wieder gemerkt, dass die körperliche Gemütlichkeit einen wunderbaren Gegenpart hat - meine kindliche Leichtigkeit allem neuen gegenüber, gekoppelt mit dem „Fragesyndrom“, wenn ich etwas nicht verstehe oder kann – passt schon.

Sonntagmorgen, ich bin die erste die wach wird, es ist kurz nach 7 Uhr und meine Blase sendet Signale an mein Hirn… schade, der Tisch ist schon so aufgeräumt, dabei wollte ich doch die Nachwehen der letzten Nacht mit meiner Kamera festhalten. Nebenan höre ich  Rasselgeräusche, ich gehe die Treppe leise wieder hinauf, doch jedes  Knarren erfüllt das Haus mit Lärm. Klein sind meine Augen, müde ist mein Körper – und mein Hirn schmeißt gerade seinen Akku an. Linda liegt im selben Raum, ich stehe neben dem Schreibtisch und sehe durch das große Fenster raus. Die Dunkelheit der Nacht macht Platz, die Wolkendecke bricht auf - es ist so wunderbar ruhig, diese Momente, wenn die Welt mir ganz allein gehört… leise murmelt Linda ein „guten Morgen“, während ich versuche, meine steifen Knochen ein wenig Beweglichkeit beizubringen. Ich schnappe mir meine Kamera und mache ein paar Aufnahmen und gehe dann ins Bad. Juhu, bin die erste und während ich mir meine Zähne putze höre ich drei weitere Stimmen, die gerade die Reihenfolge festlegen, wer dann ins Bad kann. Mit T-Shirt und Unterbücks geht es wieder nach oben. Linda sitzt eingekuschelt auf ihrer Matratze und als wenn wir uns schon ewig kennen, schnacken wir. Diese Vertrautheit, dieses wohlige Gefühl – es fühlt sich herrlich an. Hauke hört uns und kommt zu uns nach oben, setzt sich auf den Fußboden und wir quatschen. Die Tür geht auf, Steffen kommt dazu, setzt sich kurz zu uns - als, wenn es immer so ist. Diese Selbstverständlichkeit, die mir Steffen vermittelt, das ich herzlich willkommen bin in seinem Studio, das ich mich frei bewegen kann, den Kühlschrank nutze, nach einem Glas suche… alles ganz normal und doch kennen wir uns alle erst ein paar Stunden.

DANKE Steffen, für deine wunderbare, selbstverständliche Art der Gastfreundschaft. Deinem Wissen, welche Fragen es bedarf, damit meine Scheuklappen geöffnet werden.

Habe ich schon gesagt, dass ich mich unendlich freue auf mein Abenteuer Vietnam?!

Was packe ich jetzt in meinen Koffer?

  1. Zenbook
  2. 28mm Festbrennweite

Es arbeitet in mir, es geht voran…

Eure Ela